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Hersteller - Bukh - Geschichte -

 

Eigentlich müsste hier ein Tusch ertönen! Der erste Artikel mit Text aus fremder Feder wurde mir von Wolfgang Wagner mit umfangreicher Bebilderung zur Verfügung gestellt. In einem Thema, zu dem es kaum Unterlagen gibt, hat er viel Material gesammelt und fachkundig beschrieben.

Vielen Dank an Wolfgang Wagner!
 

Bukh Geschichte
Mit dem Schiffsdiesel auf den Acker …

Trotz dürftiger Quellenlage ist die bei uns wenig bekannte dänischen Firma Bukh für uns Schlepper- und Oldtimerfreunde von besonderem Interesse - Grund genug hier einige Daten und Informationen über eine zeitlich begrenzte Produktionsphase von Traktoren zusammenzutragen und vorzustellen.

Bukh TypenschildDieses Kurzportrait ist einer kleinen Schlepperflotte aus Dänemark gewidmet, deren überlebende Exponate auf Treffen und Veranstaltungen hierzulande regelhaft besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Ursprünge finden sich - beispielhaft für viele namhafte europäische Schlepperhersteller - im handwerklichen Bereich von Schmiede und Maschinenbau, dem auch die Firmengründer Jens Bukh und Johannes Gry entstammen.

Bukh FirmenschildIm Jahre 1904 startet die kleine Maschinenbaufirma Bukh & Gry in Hørve auf der dänischen Insel Seeland mit dem Bau von Windkraftanlagen und Petroleummotoren. Die beiden Tüftler mit beruflichen Auslandserfahrungen in Amerika erkennen früh das Marktpotential einer sich abzeichnenden Motorisierung und versuchten sogar eine Automobilproduktion in Dänemark aufzuziehen - der Chronist spricht von einigen Prototypen! Die Zukunft der Fa. wird nun ausschließlich auf den Dieselmotorenbau ausgerichtet, speziell auf Stationär- und Schiffsmotore. Die zunehmende Expansion erfordert im Jahre 1915 einen Fabrikneubau in Kalundborg - der Mitinhaber Grey verlässt zeitgleich die Firma. Im neuen Werk in unmittelbarer Nachbarschaft zu Werften und Bootsbauern rüstet Bukh nun u.a. kleine Frachter mit Triebwerken für Winden, Ladegeschirr und Hilfsmaschinen aus.

Im Jahre 1924 übernimmt der Reeder A.P. Möller die Firma - Jens Bukh bleibt weiterhin Bukh Diesel 302Direktor und erster Konstrukteur, der sich in der Folgezeit mit dem Bau und der Entwicklung von Großmotoren befasst. Die Produktionspalette umspannt Leistungsklassen zwischen 5 und 500 PS! Es handelt sich überwiegend um wassergekühlte Viertakt-Diesel-Maschinen. Bukh-Motore versehen nicht nur maritime Dienste sondern treiben zuverlässig Generatoren in den dänischen elektrischen Kraftwerken an, versehen ihre Dienste im Küstenschutz, Krankenhäusern und sogar auf Grönland. Erste Kleindieselmotoren, speziell für die Landwirtschaft konzipiert, kommen zum Einsatz. Zwischen 1940 und 1945 werden auch Generatoren für u.a. Autos und Traktoren hergestellt - Teile auch nach Deutschland geliefert.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernimmt der Schwiegersohn von Jens Bukh - Eilif Andersen - die Firmenleitung und legt in Abstimmung mit dem Inhaber A.P. Möller einen konstruktiven Schwerpunkt auf kompakte dreizylindrige Kleindieselmaschinen bis zu 30 PS. Mit diesem Typ von Marinemotor entwickelt sich Bukh zum bedeutendsten Hersteller von Kleinmotoren in Dänemark. Die Produktion ist ausgelastet und neue Arbeitsplätze entstehen. In den späten 1940er Jahren, als in Dänemark viele amerikanische, britische und deutsche Traktoren ackern, beschließt A.P. Moeller auch seinen Beitrag für die Landwirtschaft in Dänemark zu leisten.

Im Zuge des aufkommenden Bedarfs preisgünstiger Traktoren fühlt man sich in Kalundborg mit dem Bukh-Diesel aus eigener Fertigung zum Schlepperbau geradezu herausgefordert und startet im Jahre 1955 mit ersten Prototypen in rahmenloser Bauweise unter Verwendung eines ZF-Getriebes aus Friedrichshafen mit weiteren zugekauften Komponenten. Im klassischen Sinne ist hier noch von einem reinen Konfektionsschlepper die Rede.

Bukh DZ30 im Regen

Bukh DZ30 rechts

DZ-30 im Regen

DZ 30 der ersten Serie aus dem Jahre 1956

Bukh DZ30 links

Bukh DZ30 vorne

DZ 30 links mit Anlasser und Lichtmaschine

DZ-30 Frontansicht

Bukh 302

Bukh 403

302 aus dem Jahre 1960

Bukh – Parade mit 403 und 302

Im Oktober 1956 verlassen bereits die ersten in Serie hergestellten DZ 30 das Band ( wir dürfen uns hier aber keine Fließbandproduktion vorstellen …).Ein wassergekühlter Zweizylinder-Dieselmotor mit 30 PS bei Bukh Diesel 30 PS1800 U/min sorgt bei 6 Vorwärtsgängen / 1 Rückwärtsgang für eine ordentliche Zugleistung. Wegen der besonderen Feldkulturen in Dänemark (Gemüseanbau u.a.) gehören verstellbaren Spurweiten beider Achsen zur Standardausrüstung. Ein markantes eckiges Blechkleid ziert den Ur-Bukh. Der Preis beträgt ca. 14.000 Dkr. Wenig später folgte der DZ 40, eine 40 PS-Version, der seine Power aus drei Zylindern bezieht und mit modifizierter Getriebe- und Hydrauliktechnik zum Kurs von 22.500 Dkr. angeboten wird. Alle Modelle erfahren ab 1958 eine Tieferstellung des Fahrgestells, sowie weitere wesentliche Verbesserungen an der Hydraulik .Die Stückzahlen halten sich in Grenzen , erst mit der Überarbeitung der beiden Grundtypen im Jahre 1960 - optisch erkennbar an einer modernen (abgerundeten) Karosserie mit Muschelkotflügeln an den Hinterrädern unter den Bezeichnungen D 302 und D 452 - lässt sich eine bescheidene Tagesproduktion von 12 Einheiten erzielen. Die zweite Serie verfügt über eine fahrunabhängige Zapfwelle sowie eine Dreipunkt-Regelhydraulik mit Antischlupf-Modus.

Im Laufe des Jahres 1960 kommen drei neue Modelle dazu, nämlich der Typ 302, 302 Super und 452. Der 302 Super verfügte über ein unter Last schaltbares Getriebe. Alle drei Modelle erhalten einen kräftigeren Motor .Diese Baureihe wird ab 1963 um die Typen 403 und 554 erweitert - so besteht die "rote Flotte" aus vier Modellen in gestaffelten Leistungsklassen von 29, 36, 43 und 51 PS - letzterer ist für die Verwendung auf großen Höfen konzipiert.
 

Bukh JupiterDie Fa. Bukh experimentiert 1965 neben einer Anzahl von Tandemtraktoren und "Traktorenjeeps" auch mit einem 6-zylindrigen Motor mit 100 PS, dieses Model 906 kommt über das Stadium eines Prototyps nicht hinaus, verfügt als Allradschlepper mit Differentialsperre und Hydrolenkung über Komponenten des Dutra.

Bis 1967 brillieren alle Bukh-Traktoren in "leuchtendem Rot". Ab 1967 wird eine neue Baureihe in "Gelb" aufgelegt. Die auf den früheren Baumustern basierenden Modelle Juno, 52 PS - Jupiter, 70 PS und Herkules mit 93 PS entsprechen neueren Standards im Schlepperbau - insbesondere handelt es sich bei diesen modernen Traktoren um die weltweit ersten mit einem sturzsicheren Führerhaus und einem Sitz, der auf das Gewicht und die Größe des Fahrers eingestellt werden kann. Die Produktion umfasst Kleinserien (Juno und Jupiter zusammen 650 Stück) und insbesondere der Hercules wurde nur in 51 Einheiten ausgeliefert.
 

Bukh Diesel 403Die soliden Produkte lassen sich trotz aller Anstrengungen unter kaufmännischen Aspekten nicht mehr in den kalkulierten Größenordnungen auf dem gesättigten dänischen und europäischen Schleppermarkt absetzen - sinkende Nachfrage und hohe Exportkosten führen im April 1968 zwangsläufig zur Einstellung der Schlepperproduktion in Kalundborg - das Ende einer kurzen aber rühmlichen Ära dänischen Schlepperbaus ist definitiv eingeleitet.

Auf das seltene deutschsprachige Prospektmaterial dieses Artikels sei besonders hingewiesen - Schlepperfreunde aus Dänemark, Skandinavien, Deutschland und Holland sind um eine nachhaltige "Denkmalspflege" bemüht - wohl dem, der heute mit einen echten "Schiffsdiesel" auf dem Feld ackern kann.

Die Traditionsfirma widmend sich auch aktuell - nach Fusionen und Eigentümerwechseln - dem ertragreichen Hauptgeschäft, der Produktion von Kleindieselmotoren und produziert nach Übernahme durch die Fa. Aabenraa Motorfabrik mit Stützpunkten in Europa die bewährten Bukh-Motoren für Yachten, gewerbliche Boote sowie Rettungsboote.
 

Januar 2012

Wolfgang Wagner

Bukh 906

Bukh 906

 

Text und Fotos: Wolfgang Wagner