Traktoren
Die erste Serie der DDR Traktoren erschien 1949 und basierte auf Vorkriegsmodellen hier angesiedelter Firmen. Der Vorgänger des RS01/40 Pionier war der Famo XL, der RS02/22 Brockenhexe hatte einen in Lizenz gebauten Deutz Motor und eine Motorhaube von Orenstein & Koppel, weil deren Presswerkzeuge den Krieg überlebt hatten. Der RS03/30 Aktivist ging auf einen Holzgasschlepper ebenfalls von O&K bzw. MBA zurück.
Erst der RS04/30 war eine komplett neue Entwicklung aus der DDR, er erhielt auch keinen zusätzlichen Verkaufsnamen, sonder wurde einfach als "Vielzweckschlepper" bezeichnet. Er löste die Brockenhexe und den Aktivist ab, der RS01/40 sollte ihn mit der Verkaufsbezeichnung "Harz" noch bis 1958 überleben.
Ab 1956 löste der RS14/30 Famulus den RS04/30 ab, zunächst mit einem wassergekühlten Zweizylinder Motor und einer Leistung von 30 PS. Schon 1957 erhielt er eine luftgekühlte Variante zur Seite gestellt, die besonders innerhalb der DDR sehr beliebt wurde und entsprechende Verkaufszahlen erreichte.
Im Laufe der Jahre wurde der Motor immer weiter ausgereizt, bis er 1960 sogar 46 PS erreichte. Das war jedoch des Guten zuviel, im harten Tagesgeschäft hatte der Schlepper insbesondere mit thermischen Problemen zu kämpfen. Die meisten der Traktoren wurden bei Werkstattaufenthalten in der Drehzahl zurückgenommen und auf 40 PS eingestellt. Ab 1963 lief auch die Serienproduktion mit dieser Leistung weiter.
Im RT330 wurde der Motor auf drei Zylinder erweitert, um in eine höhere Leistungsklasse zu kommen. Die restlichen Komponenten wurden vom Zweizylinder übernommen, erwiesen sich jedoch als zu schwach. Nach 10 bis 20 Vorserienexemplaren (genaure Zahlen sind nicht bekannt) wurde der Versuch eingestellt.
Mitte der 60er Jahre sollte eine einheitliche Produktionslinie für Traktoren entwickelt werden. Eine auch heute noch imposant erscheinende Erscheinung wurde realisiert, der ZT300. Damals auf der Höhe der Zeit wurde er anfangs von den Landwirten nicht gerade begeistert aufgenommen, er war zu groß und vor allem zu teuer. Erst als die Vorteile nach und nach bewusst wurden, kam der Verkauf in Fahrt.
Schnell kamen neue Varianten dazu, der ZT303 mit Allradantrieb, die vereinfachte Version ZT304 für Straße und Industrie ohne landwirtschaftliches Zubehör und der ZT305 Hangtraktor für den Betrieb an steilen Hängen. In kleinen Stückzahlen kamen für besondere Verwendungszwecke auch andere Varianten dazu, um ein möglichst breites Spektrum an Anforderungen abdecken zu können.
Eine eigene Geschichte schrieben die Geräteträger, die von 1952 bis 1972 in Serie produziert wurden. Über 120.000 Exemplare wurden insgesamt produziert. Da es keinen direkten Nachfolger gab, wurden sie über lange Zeit technisch erhalten und auch modernisiert. Insbesondere für Hof- und Stallarbeiten waren sie noch viele Jahre unverzichtbar.
Nach dem Zusammenbruch des DDR-Regimes und der Wiedervereinigung mit Westdeutschland verschwanden die DDR-Marken nach und nach von der Bildfläche. Heute gibt es keine der alten Hersteller und Marken mehr. Wie der Ablauf sich hier genau vollzog, konnte ich nirgendwo ermitteln.
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