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Hersteller - SFV Vierzon - Geschichte -

 

SFV Vierzon - ein Überblick zur Geschichte

Frankreich

SFV Vierzon H1Schon in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gründete der französische Konstrukteur Célestin Gérard seine erste Firma. Ab etwa 1860 baute er Lokomobile und Dreschmaschinen. 1879 gründete er die Firma SFMAI (Société Française de matériel agricole et industriel) in Vierzon. Irgendwann kam die Umbenennung in SFV (Société Française de Vierzon).

In den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts ging die Zeit der Lokomobile endgültig zu Ende. Auch SFV musste das erkennen und begann mit der Entwicklung von Traktoren. Die einfache Handhabung und die robuste Bauweise der Glühkopfmotoren überzeugte die Geschäftsführung und so kam 1933 der erste Schlepper auf den Markt.

SFV Vierzon H2Dieser Vierzon H1 genannte Traktor war dem deutschen Lanz (zu dieser Zeit der HR5) sehr ähnlich, aber eine eigenständige Entwicklung. Beide hatten den gleichen Hubraum, auch Bohrung und Hub waren gleich. Von Anfang an war auch das Getriebe mit Rückwärtsgang ausgestattet, anfangs mit drei Vorwärtsgängen, später mit fünf.

1935 kam das kleineres Modell Vierzon H2 mit gut fünf Litern Hubraum dazu - auch hier wieder eine Parallele zu Lanz. Nicht so genau, aber die Richtung stimmte. 1936 krönte Vierzon die Baureihe mit dem H0 (teilweise auch HO geschrieben), diesmal ohne deutsches Vorbild. Große Kunden hatten mehr Leistung gefordert, also schuf SFT einen Motor mit 12,8 Litern Hubraum, der 50 bis 55 PS leisten konnte. Damals ein Spitzenwert, der es ermöglichte, auch schwerste Arbeiten zu erledigen.

SFV Vierzon FV1Der Bau dieses Motors wurde Anfang der vierziger Jahre eingestellt, erlebte aber Anfang der fünfziger Jahre ein Comeback. Doch davon später. SFV brachte 1940 für den H1 und H2 die Nachfolgemodelle HV1 und HV2 auf den Markt, die aber im Wesentlichen den Vorgängermodellen entsprachen. Nur die Getriebe hatten jetzt generell fünf Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang.

1946 löste der FV1 den HV1 ab, wieder blieb das Bauprinzip mit den gleichen technischen Werten erhalten. Einen FV2 gab es jedoch nicht, der HV2 wurde bis zum Ende der Produktionszeit des FV1 parallel weiter produziert. Es hat zwar Prospekte vom FV2 gegeben, auch Erwähnungen in Ersatzteillisten, aber Produktionszahlen oder technische Daten dazu sind nirgendwo zu finden.

SFV Vierzon 201Ab 1950 führte SFV neue Typenbezeichnungen ein. Die dreistelligen Nummern verrieten in der ersten Ziffer die Leistungsklasse der Schlepper, so stand 2xx für eine Leistung ab 20 PS, 3xx für ab 30 PS usw. (siehe auch in der Typenliste). Die Produktion der Glühkopfmotoren wurde jedoch unter der neuen Bezeichnung weitergeführt, die Modellpflege war sehr vorsichtig. Die ersten Modelle 1950 waren Nachfolger des Vierzon FV1 und HV2 mit geringfügig gesteigerter Leistung, der 401 und der 302. Den kleineren 302 gab es jetzt auch in einer Schmalspurversion 302E, die speziell für den Einsatz im Weinberg gedacht war. Diese Schmalspurschlepper wurden auch bei späteren Entwicklungen parallel produziert.

SFV Vierzon 3021951 erlebte der große 12,8 Liter Motor im Vierzon 551 seine Wiederauferstehung. Mit nun 60 PS war er bis 1957 der stärkste Schlepper von Vierzon. 1957 wurde er vom überarbeiteten 552 abgelöst, der mit 65 PS der stärkste SFV Schlepper aller Zeiten wurde. Nachdem der Vierzon 401 schon 1952 vom 402 abgelöst wurde, kam 1953 ein erstes Zugeständnis an die neue Zeit. Im 201 und dem 201E Schmalspur verschwand der Glühkopf und die erste Semi-Diesel bei SFV erschienen. 1955 wurde ein Kleintraktor aus der Fertigung der Compagnie Générale de Mécanique (CGM) in Soissons in das Vertriebsprogramm aufgenommen, der mit einem deutschen Motor mit 14 PS der Firma Stihl bestückt war. Anfangs als CGM 141, später mit einem verbessertem Motor 142.

SFV Vierzon 402Jedoch entsprach das Lieferprogramm der SFT nicht unbedingt dem Geschmack der Käufer. Ab Mitte der fünfziger Jahre führte das zu Absatzproblemen und resultierend daraus zu finanziellen Schwierigkeiten. Die amerikanische Case Corporation kam als Retter in der Not und wurde zum Mehrheitsgesellschafter. 1960 fusionierten die beiden Firmen dann zur Case SFCV. Auch äußerlich trat das nun in Erscheinung, die Vierzon Maschinen wurden nun in beige und rot lackiert.

1958 begann mit dem neuen Besitzer eine Zeit der Änderungen, aber nicht unbedingt der Kontinuität. Neu entwickelte Zweizylinder - Mitteldruckmotoren mit Glühkerzen und Anlasser - kamen als 303 und 403 ins Lieferprogramm, der 303 auch mit einem Schmalspurmodell 303E. Jedoch die Motoren erwiesen sich als nicht ausgereift, technische Probleme insbesondere an der Kurbelwelle waren häufig zu verzeichnen.

SFV Vierzon 551Auch in der 20 PS Klasse wurden hektisch und unüberlegt Neuerungen eingeführt. Seit mehr als einem Jahrzehnt wurden Benzinmotoren wegen ungenügender Rentabilität von Dieselmotoren aus dem Markt gedrängt. Bei Case SFCV nahm man 1958 den Vierzon 203S mit einem Vierzylinder Peugeot Benzinmotor neu im Programm auf. Auch die gleichzeitig erscheinenden Vierzon 203D und 203DV Schmalspurschlepper zeugten mit ihren Einzylinder Normag Diesel nicht unbedingt für innovatives Denken.

Das Maßnahmenpaket wurde verständlicherweise bei den Kunden kaum angenommen. Die Verkäufe waren weiterhin unzureichend und somit die Rentabilität nicht gegeben. Die Produktion wurde 1964 eingestellt.

 

Text und Fotos: Peter Kautz