Zwischen Augsburg und München liegt der kleine Ort Harthausen, tief im Süden unserer Republik. Hier produzierte Ignaz Sulzer Traktoren, deren Bestandteile mit wenigen Ausnahmen zugekauft wurden. Einige wenige schon vor dem zweiten Weltkrieg, in den ersten Jahren danach wegen Materialknappheit auch nur geringe Stückzahlen.
Aber Anfang der fünfziger Jahre ging es richtig los. Sein Schwiegersohn Johann Schreiber, ein qualifizierter Maschinenbauingenieur, übernahm die Fertigungsteuerung und Ignaz Sulzer konnte sich im Wesentlichen auf den Verkauf konzentrieren. Als bayrisches Schlitzohr gelang ihm das auch hervorragend, im Umland seiner Heimat war er bald bekannt für seine Geschäfte im Wirtshaus.
Nach und nach wurde die Typenvielfalt der Schlepper immer umfangreicher, aber ohne sich wie manch anderer zu verzetteln. Zwischen 1946 und 1963 sollen 42 unterschiedliche Typen hergestellt worden sein, manchmal in geringsten Stückzahlen bis zum Einzelstück. Die Qualität der Produkte stand an erster Stelle, ansonsten wurde kombiniert, was zusammen passte. Motoren von MWM oder Deutz, Getriebe bzw. Antriebseinheiten von Renk, Hurth oder ZF wurden verwendet. Aber auch Kundenwünsche wurden berücksichtigt, so soll einmal ein Motor von Caterpillar zum Einsatz gekommen sein.
Selbst Blechteile wie die Motorhauben wurden aus Überproduktionen zugekauft. Deshalb war das Erscheinungsbild der Sulzer Traktoren dem anderer Hersteller oft sehr ähnlich, abgesehen vom Firmenlogo. Aber auch der Kontakt zu anderen Herstellern war teilweise sehr eng, Zusammenarbeit mit Gutter, Wahl und Ceres ist bekannt.
Obwohl in Deutschland eigentlich ein regionaler Hersteller, war die Robustheit und Zuverlässigkeit der Sulzer Schlepper auch international bekannt. So konnten Auslandsgeschäfte in manchmal erheblicher Stückzahl (für einen kleinen Betrieb) insbesondere mit Frankreich, aber auch mit Belgien, Schweiz, Norwegen und sogar Argentinien abgewickelt werden.
Doch 1963 war Schluss mit der Schlepperproduktion. Zum einen wurde die Zulieferung der Antriebeinheiten immer problematischer, die Firma Hurth stieg aus der Produktion für Traktorgetriebe aus. Große Investitionen für Neuentwicklungen wären erforderlich gewesen, um den Anforderungen der neuen Zeit gerecht zu werden. Ignaz Sulzer und Johann Schreiber konzentrierten sich auf andere Produkte in der Metallverarbeitung. Die Firma Sulzer besteht heute noch mit neuen Besitzern als metallverarbeitender Betrieb.
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