Nachdem Opel 1928 den größten Teil der Aktien der Elite-Diamant-Werke gekauft hatte, wurden auch wieder Motorräder mit den Opel Logo hergestellt. Anfangs entstehen Rohrrahmenmodelle mit Kühne Motoren. Opel arbeitete aber an einem modernen und qualitativ hochwertigen Modell mit kurzen Produktionszeiten, das neu in Produktion gehen soll.
Der Karosseriedesigner, Grafiker, Künstler und Fahrzeugproduzent Ernst Neumann-Neander hatte einen Rahmen aus Pressstahlteilen entwickelt, die ohne Schweißen zusammengenietet wurden. Das Universalgenie verbaute in seiner eigenen Produktion hierin Motoren von 150 bis 1.000 ccm. Die Produktionszeit eines Motorrads verkürzte sich damit von 15 - 20 Stunden auf 4 Stunden.
Opel kaufte kurzerhand eine Exklusiv-Lizenz für Deutschland und baute eigene Motoren ein. Die Opel Motoclub war geboren, das wohl heute noch bekannteste Motorrad von Opel. Es entstanden zwei Varianten, das Tourenmodell (T) mit einem seitengesteuerten Halbliter-Motor und 16 PS Leistung. Die SS (Supersport) hatte dagegen die Ventile im Zylinderkopf und leistete - bei sonst gleichen Daten - 22 PS. Erkennen kann man die SS an den Ventilführungen und den beiden Auspuffrohren. Das T-Modell hat nur einen Auspuff.
Ansonsten waren die beiden Modelle baugleich, der Pressstahlrahmen wie auch das Dreiganggetriebe wurden bei beiden verwendet. Die Farbgebung war immer gleich, der Rahmen und alle anderen Metallteile galvanisch mit Cadmium beschichtet. Alle nicht metallischen Teile wie Handgriffe, Fußrasten, Sitz und Reifen sind in rot gehalten. So entsteht der Name "Rot-Silber-Vogel".
Der wagemutige Fritz von Opel - Enkel des Firmengründers - will mit einem Raketenmotorrad auf Basis der Motoclub den Geschwindigkeitsrekord für Motorräder brechen. Das Motorrad wird auch gebaut. Erst wird es mit Motorkraft auf maximale Geschwindigkeit gebracht, dann sollen sechs Raketen das Motorrad auf weit über 200 km/h beschleunigen. Jedoch geben die Behörden keine Genehmigung zu den Versuchsfahrten, das Projekt wird beendet.
Auf den Fotos unten ist auf den ersten zehn Bildern eine Motoclub mit herrlicher Patina zu sehen. Der Fahrer stellte die Maschine auf mein Bitten auch noch schön frei, um sie von allen Seiten ungehindert fotografieren zu können. Auf dem Typenschild des Rahmens waren noch die 16 PS des Tourenmodells eingeschlagen, der Motor zeigt jedoch die typischen Merkmale des Supersport-Modells: die doppelte Auspuffanlage und rechts die Führungsrohre der Stößelstangen. Die roten Reifen wirkten nicht überaltert, der Besitzer hatte eine Serie davon nachfertigen lassen, die aber inzwischen ausverkauft ist.
Die letzten vier Bilder sind im Technikmuseum Speyer entstanden mit einer merkwürdigen Beschriftung: Opel Neander / Baujahr 1928 / 496 ccm / 11 PS. Naja, kann ich nicht einordnen. Ich vermute, es handelt sich um eine Motoclub mit doppelter PS-Zahl, bei der die Farbgebung der Restaurierung etwas freizügig gehandhabt wurde.
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